Ach du herrliche Urlaubszeit. Überall gibt es etwas zu erleben und zu entdecken. Und da ihr zur reisefreudigen Gesellschaft gehört, folgt hier ein Tipp für alle unter euch, die in den kommenden Wochen die belgische Hauptstadt besuchen werden.
Ab dem 24. Juni präsentiert das MIMA, das Millennium Iconoclast Museum of Art in Brüssel, Invader Rubikcubist, eine Einzelausstellung von Invader, dem anonymen, aber weltberühmten Künstler, der dem Computerpixel mit Keramikkacheln, die er an die Wände von Städten in der ganzen Welt zementiert, eine Form gegeben hat.
Wer von euch den Street Artist nicht kennen sollte, folgt hier eine kurze Vorstellung.
1978 wurde das Telespiel „Space Invader“ in den Markt eingeführt und entwickelte sich sehr schnell zum absoluten Verkaufsrenner. Tomohiro Nishikado entwickelte das Spiel für Atari und kreierte mit ihm ein neues Genre: den Weltraum- Shooter. 40 Jahre später gehört Space Invader zur Popkultur.
Ich möchte euch heute jedoch nicht das Arcade Game vorstellen, sondern den französischen Street art Künstler Invader, der sich bei seinem Namen und seiner Erscheinungsform von dem Spieleklassiker inspirieren ließ.
Seine Mosaike mit den Space Invader Charakteren sind zuallererst in Paris entstanden. In der Metropole an der Seine waren (bzw. sind) seine kleinen Kunstwerke, die auf das beliebte 8-Bit Videospiel der später 1970er und 1980er Jahre basieren, in alle Vierteln zu finden. Kleine „Eindringlinge“ aus der digitalen Welt an den Mauern und Wänden aller Arrondissements.
Die Invasion. Das Projekt von Invader begann 1996 und umfasst „Invasionen“ von Großstädten auf der ganzen Welt. Ähnlich wie in der Spielgeschichte von „Space Invader“ umfasste die erste Invasionswelle nur wenige Aliens in seiner Heimatstadt. Die Invasion breitete sich schnell über 30 französische Städte aus und heute sind seine Invader (und andere Figuren) in rund 77 Städten und in sechs von sieben Kontinenten zu finden.
Für mich gehört Invader zu den Street Artists, deren Arbeiten faszinieren und sich in keiner Form irgendwie abgenutzt haben. Denn er nimmt den Betrachter auf eine poetische Tour durch unsere Städte und verwebt seine Kunstform in ein höchst effektives Netzwerk. Das Ensemble aus hunderten oder tausenden von Mosaiken mit großen oder kleinen Eindringlingen aus dem Weltall, die uns aus den Augenwinkeln beobachten, sind heute rund um den Erdball und sogar in der Raumstation ISS zu finden.
Kommen wir jetzt aber wieder auf die Ausstellung im Brüsseler MIMA Museum zu sprechen. Invader Rubikcubist wird die erste Ausstellung sein, die einem weniger bekannten, aber nicht weniger innovativen Aspekt seines Werks gewidmet ist: Rubikcubismus. Der Begriff, den der Künstler 2005 erfand, bezieht sich auf seine Atelierarbeit rund um den Rubik-Würfel, das berühmte farbige Puzzle, mit dem er Gemälde und Skulpturen schafft.
Mit diesem Projekt setzt Invader die Arbeit an der Darstellung des Pixels fort, die er mit dem Mosaik begonnen hatte, indem er echte Gemälde-Objekte in 3D schafft, diesmal mit den Würfeln. Die Zwänge des Objekts bringen ihn dazu, Werke zu schaffen, die sich nur einem geschulten Auge erschließen. Auf den ersten Blick quasi-abstrakt, offenbaren sie sich dem Betrachter, wenn er zurücktritt, blinzelt oder, wie es das Schicksal will, sie durch den Bildschirm einer Digitalkamera betrachtet.
Die Ausstellung im MIMA zeigt mehr als hundert Werke, die auf den vier Etagen des Museums präsentiert werden, und ermöglicht es uns, den Reichtum der vom Künstler behandelten Themen und sein Know-how in der Kunst der Verzerrung des Kubus zu begreifen.
Von den ersten Skulpturen bis zur Serie, die der Figur des Bösewichts gewidmet ist (die Rubik Bad Men), bis zu den Meisterwerken der Kunstgeschichte, die in sechs Farben neu interpretiert werden (Rubik Masterpieces), oder zu seiner idealen Diskothek (Rubik Low Fidelity), zeichnet Invader Rubikcubist fast zwanzig Jahre Schöpfungen mit Würfeln nach.
Die Ausstellung läuft bis zum 08. Januar 2023.
MIMA
39–41 QUAI DU HAINAUT
1080 MOLENBEEK-SAINT-JEAN
BRÜSSEL, BELGIEN
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