Hola Sapeuristen,

heute folgt ein weiterer Teil meines Berichtes aus der Perle Südamerikas. Viel Spaß beim Lesen. 

Donnerstag, 30.04.2015

Nach dem obligatorischen 5-Sterne-Frühstück in der eigenen Ferienwohnung sollte es heute als erstes zum Shop von CA San Lorenzo de Almargo im Zentrum gehen, weil der Vorverkauf für das Heimspiel gegen Velez Sarsfield angelaufen ist. Die Info zu diesem Vorverkaufsstart konnten wir übrigens der „Ole“ entnehmen. Also besorgt euch immer diese Tageszeitung, wenn ihr mal vor Ort sein solltet.

Die Geschäftsstelle von San Lorenzo befindet sich in der unmittelbaren Nähe des Kongresses und ist relativ einfach zu finden. Allerdings erwartet keinen Megastore nach europäischen Standard, sondern eher einen sehr spartanisch eingerichteten Laden. Vor Ort war es dafür kein Problem für faire 300 Peso (ca. 25 Euro) Plätze in der Mitte der Gegengrade zu bekommen. Der junge Mann bei den Fanartikeln sollte sich zudem als Student an der deutschen Universität von Buenos Aires herausstellen, welcher nicht nur ein wenig deutsch sprechen konnte, sondern auch direkt eine Kölnerin geheiratet hatte und deswegen auch schon mal dort vor Ort gewesen ist. Natürlich folgten von seiner Seite die üblichen Lobeshymnen auf den Kölner Dom und das tolle deutsche Bier. Beides war sicherlich ganz nett gemeint, aber bringt den Frankfurter nun auch nicht vor Freunde zum in die Luft springen. Er konnte dafür überhaupt nicht verstehen warum Europäer und insbesondere Deutsche nach Argentinien kommen, um sich dort Fußballspiele anzuschauen. In Deutschland seien die Spiele und die Stadien viel besser und auch fast immer ausverkauft während in Argentinien eigentlich alles nur ziemlicher Käse wäre. Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen ihm zumindest die Komponente der Stimmung als Grund zu nennen, aber ich habe meinen Zweifel, dass dieses ihn in seiner Meinung umgestimmt hat. Im Gegenzug schwärmte er natürlich auch noch von der Stimmung im Stadion des 1. FC Köln und wollte wissen, welcher Verein unserer in Deutschland sei und wie da die Stimmung ist. Ich habe Ihm dann zu verstehen gegeben, dass die Eintracht in etwa so wie San Lorenzo von der Stimmung ist und der 1.FC Köln wie Arsenal de Sarandi. Der kleine Spaß auf Kosten der Kölner musste einfach sein. Im Anschluss war es dann aber auch Zeit den Laden wieder zu verlassen.

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Auf Wunsch des auserkorenen „Königs“ unserer Reisegruppe sollte nun das Touri-Programm in Form einer Busrundfahrt erfolgen. Im Gegensatz zum Hinweis auf der Homepage des Veranstalters kann man allerdings keine Fahrkarten für diese Busse beim Fahrer erwerben, sondern muss auf die Geschäftsstelle. Da man sich diesen Weg aber im Augenblick ersparen wollte, wurde einfach dieser Punkt der Reiseplanung auf den nächsten Tag verschoben, obwohl der „König“ deswegen schon ein wenig angefressen war, weil er zur Geschäftsstelle latschen wollte und sein Volk ihm die Gefolgschaft verwehrt hatte. Auch als König gilt: Mal gewinnt man, mal verliert man.

Alternativ setzten wir uns dafür in den Stadtbus und machten uns auf die Suche nach „Carlos“ Adidas-Retro-Paradies im östlichen Teil von Buenos Aires. Unsere Recherchen im Internet sollten uns schnell den richtigen Weg in die Avenida Emilio Castro zeigen, welche nur einige Kilometer südlich des Stadions von Velez Sarsfield gelegen ist. Die Busfahrt sollte allerdings mit fast 90 Minuten deutlich länger ausfallen als gedacht und uns einen weiteren interessanten Einblick in das Leben der Bevölkerung vor Ort geben.

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An seinem Geschäft angekommen wurden die Augen direkt ein wenig feucht als man die Auslage im Schaufester betrachtete. Allerdings auch bei dem Fakt, dass die Eingangstür verschlossen gewesen ist. Der weiblichen Hartnäckigkeit in unserer Gruppe war es allerdings zu verdanken, dass der gute Mann uns bemerkte und seinen Laden aufschloss. Da standen wir nun in diesem Adidas-Shop, welcher auch einfach ein Museum sein könnte. Die Sapeur-Herzen schlugen höher! Wir waren in der Adidas-Retro-Kathedrale zu Gast. 8Carlos wollte direkt von uns wissen aus welchem Land wir kommen und ob wir sein Video auf Youtube kennen. Natürlich konnten wir seine Frage bejahen und auf unseren Hinweis, dass wir Deutsche sind, schüttelte er nur mit dem Kopf. Zum zweiten Mal sollten wir an diesem Tag Unverständnis dafür ernten warum wir extra aus Deutschland nach Argentinien kommen und dann auch noch seinen Shop besuchen. Die Deutschen und die Europäer insgesamt seien total verrückt, dass Sie in seinen Shop kommen, welcher von den Einheimischen gemieden wird, weil die Sachen eben total veraltet sind. Im Gegenzug schwärmte auch er von Deutschland, welches er schon einmal besucht habe. Leider stand auch hier ein wenig die sprachliche Barriere im Weg, aber soweit wir ihn verstanden haben, hat er eine Rheinschifffahrt von Bonn nach Mannheim und weiter nach Heidelberg gemacht. Nach einigen obligatorischen Bildern mit ihm, ging es zur großen Kistenschau. Natürlich wurde jede Kiste wie ein rohes Ei behandelt und sehr vorsichtig geöffnet. Okay unser Rinderfreund war da wieder etwas grober und versetzte so Carlos in helle Aufregung, aber man kennt ja seine Pappenheimer. Natürlich wurde von Seiten Carlos auch noch mal bemerkt, dass die Deutschen Weltmeister sind und die Trainingsanzüge nicht mehr in der Größe „KingKong“ vorrätig seien. Damit waren leider die anwesenden männlichen Interessenten vom Kauf ausgeschlossen. Die Dame der Runde konnte sich dafür mit einem Retro-Trainingsanzug ausstatten, welcher in dieser Form sehr wahrscheinlich bei Ihrem Vater schon vor 30 Jahren im Schrank hing. Auch die dazu gehörige Kiste dürfte die Herzen unserer Leser hier deutlich höher schlagen lassen, aber ich denke die Fotos sprechen für sich. Der Laden ist definitiv ein Pflichttermin für jeden Sapeuristen in Buenos Aires.

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Bepackt mit den Einkäufen und einem sehr freundschaftlichen Abschied stand nun endlich mal wieder Fußball auf dem Programm. Auf der Strecke zurück ins Zentrum der Stadt lag das Stadion von Ferro, welches in der zweiten Liga kicken. Da wir am Ziel noch etwas Zeit hatten, nutzten wir diese, um mal die Produkte einer bekannten amerikanischen Fastfoodkette zu testen. Natürlich kann man dieses als Frevel an der argentinischen Küche ansehen, aber auf der anderen Seite muss man sagen, dass dieser Besuch durchaus lohnenswert gewesen ist. Das argentinische Konzept dieser Burger Kette wusste auf jeden Fall zu überzeugen. Das Fleisch war hochwertiger und jede Bestellung wurde frisch in der Küche zubereitet. Dazu wird im Laden freies W-Lan angeboten, welches für uns auch nicht ganz uninteressant gewesen ist.

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Danach marschierten wir die wenige Meter zum Stadion von Ferro und machten uns auf die Suche nach Tickets. Leider konnte uns niemand so Recht Auskunft geben und am einzigen geöffneten Eingang wurde eine Polizeischleuse samt Kartenkontrolle aufgebaut. Die Karten mussten also irgendwo anders zu erwerben sein. Irgendwann konnte man einen Schalter auffinden, welcher uns allerdings recht schroff abwies, weil er nur reservierte Karten für Pressevertreter hatte. An der Seite konnte man dafür noch einen weiteren Eingang auftun, welcher auch mit Ordnern und Vereinsoffiziellen besetzt gewesen ist. Wie sich dabei heraus stellte, sollte es für dieses Spiel keinen Ticketverkauf geben. Nur Mitglieder bzw. Dauerkartenbesitzer waren für das Spiel aus Sicherheitsgründen zugelassen. Die Begeisterung war natürlich groß bei uns, aber wir versuchten die Herren am Seiteneingang davon zu überzeugen, dass sie uns doch einfach reinlassen könnten. Ein älterer Polizeibeamter kam im Laufe des Gespräches noch dazu und schien durchaus bereit diesem Wunsch zu erfüllen, wenn nicht just einen Augenblick später ein jüngerer Zivilbeamter aufgetaucht wäre und direkt ein deutliches Nein in unserer Richtung, aber auch in Richtung seines Kollegen und den Offiziellen abgab. Es gibt Dinge, Institutionen und Menschen die scheinbar in allen Ländern die gleichen Spaßbremsen sind. Die Option war somit an dieser Stelle verbraucht und wir versuchten auf der anderen Seite des Stadions unser Glück, aber dort sollte erst gar kein Tor offen sein und wir traten sichtlich angefressen die Rückfahrt zur Wohnung an. Einige Tage später sollten wir leider bei Arsenal di Sarandi eine ähnliche Erfahrung machen. Die Auswirkungen der Gewaltexzesse im argentinischen Fußball haben scheinbar dazu geführt, dass der Besuch eines Spieles immer auch ein wenig eine Glückssache ist. Eine Entwicklung die schon nachdenklich macht, wenn es generell als Gast nicht möglich ist sein Verein auswärts zu begleiten und man selbst als Fan der Heimmannschaft keine Chance hat hinein zu kommen, weil man sich keine Dauerkarte leisten kann oder eben alle Fans kurzfristig ausgeschlossen werden. Zur Linderung des Ärgers wurde dann im benachbarten Supermarkt noch der Bestand an Quilmes aufgefrischt, um ihn anschließend wieder aufzubrauchen. Das Spiel konnte man dafür im TV live sehen! Was ein Trost….

Freitag, 01.05.2015

Auch in Argentinien ist der 1. Mai ein Feiertag, aber im Gegensatz zu Deutschland konnte man hier keinen besonders großen Unterschied feststellen. Der öffentliche Nahverkehr 1lief wie immer und die meisten kleinen Supermärkte hatten auch offen. Heute sollte nun endlich die Rundfahrt im Touri-Bus auf besonderen Wunsch stattfinden. Die Geschäftsstelle des Busunternehmens war auch recht schnell in der Nähe des Plaza des Mayo gefunden. In der Geschäftsstelle war schon ein reges Treiben zu beobachten, aber auch eine heftige Debatte zwischen anderen Kunden und den Damen an den Verkaufsschaltern. Noch konnten wir nicht ahnen warum. 2Nach unserer Information sollte der Spaß rund 250 Peso (20 Euro) kosten und so stauten wir nicht schlecht als auf einmal an der Kasse knapp 400 Peso pro Karte aufgerufen wurden. Jetzt dämmert uns auch warum die andere Gruppe so stark am Diskutieren gewesen ist. Die überall ausgewiesenen 250 Peso gelten nur für die Tickets die erst am nächsten Tag gültig sind. Pustekuchen! Der Touri-Bus wurde somit auch bei uns ersatzlos gestrichen. Bei vier Personen hätte uns die Tour (4 Stunden) rund 1.600 Peso gekostet. Für das Geld kann man in Buenos Aires fast ein Jahr mit dem öffentlichen Bus fahren. Alternativ hätten wir uns wahrscheinlich auch ein Taxi für die gleiche Zeit zur Rundfahrt buchen können. Definitiv keine Empfehlung das offizielle Touristenprogramm. Nehmt lieber den öffentlichen Bus. Das ist deutlich günstiger und der einzige Unterschied ist, dass es euch keiner auf deutsche via Kopfhörer erzählt was auch in allen Reiseführern schon tausendfach beschrieben ist.

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Alternativ hockten wir uns in die U-Bahn und fuhren in den Stadtteil Palermo, welcher nicht nur das alternative Viertel beherbergt, sondern auch die Pferderennbahn. Letztere wurde auch unser nächstes Ziel. Ich glaube man kann zu Recht behaupten, dass der Pferdesport, egal ob Polo oder Pferderennen, im Lande einen hohen Stellenwert besitzt. Zum Großen Preis am 1. Mai waren die Tribünen bis auf den letzten Platz belegt und auch alle anderen Bereiche des Areals waren überlaufen. Eine volkfestähnliche Atmosphäre, wäre wohl die beste Beschreibung. Die Wettschalter durften natürlich auch nicht fehlen. Der groß angekündigte Wetteinsatz unseres Rinderfreundes blieb allerdings aus, aber dafür galten seine gierigen Blicke den Fleischverkaufsständen. Meine Frage ob es sich dabei um die Überreste der letzten Verliererpferde handele blieb leider unbeantwortet. Ich vermute allerdings schon. Mahlzeit!

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Mahlzeit war auch ein gutes Motto für uns und deswegen entflohen wir dem Trubel und machten uns auf den Weg ins Herz von Palermo. Der Stadtteil gilt in Buenos Aires als Hipp. Viele Kneipen, Restaurants und Disktheken haben dort eine Heimat gefunden. Die Bevölkerung kann wohl als Jung und Erfolgreich kategorisiert werden. Auch viele US-Amerikaner und Europäer sollen hier sesshaft geworden sein. In Frankfurt könnte man es wohl am besten mit Bornheim vergleichen. Am zentralen Platz pulsierte das Leben in vielen kleinen Lokalen, welche auch auf der Straße ihre Tische aufgebaut hatten. In einem dieser Lokale versorgten wir uns letztlich auch gepflegt mit Essen und Quilmes. Mittlerweile bin ich auch echt beseelt von der Idee das Quilmes der perfekt Name für einen Sohn wäre.

Zum Abschluss des Maifeiertags ging es abends auch noch mal nach San Telmo auf die Piste. Der Konsum von Wein, Bier und Cuba Libre sollte es zu einer sehr kurzweiligen und lustigen Angelegenheit machen. Über den Rest legen wir mal lieber den Mantel des Schweigens, obwohl es sicherlich nicht viele schaffen in eine Tangoveranstaltung zu platzen und anschließend alle Blicke auf sich zu lenken bevor man sanft, aber bestimmt nach draußen komplimentiert wird. Buenos Aires kann was….

Maggus