Die Feiertage im Kreise der Lieben sind passé, der Festtagsschmaus verdaut und die letzten Silvesterreste tauchen mit dem nassgrauen Wetter das Straßenbild in eine morbide Endzeitkulisse. Gefühlt haben die meisten Mitbürger frei und mit dem alltäglichen Kampf gegen die Uhr wurde kurzzeitig Waffenstillstand vereinbart. Wer die Entzugserscheinungen der Winterpause nicht mit Hoppingtouren durch die spielenden europäischen Ligen kompensiert und in der fußballfreien Zeit auch gern mal was Gedrucktes zur Hand nimmt, sollte den Zeitungsdealer seines Vertrauen aufsuchen und sich mit feinem Lesestoff eindecken.
Das Stichwort Straße führt quasi ohne Umwege zu streetwear today, einem quartalsweise erscheinenenden Magazin aus Bochum. Das internationale, in englischer Sprache erscheinende Magazin widmet sich dem Thema Streetculture mit all seinen Facetten – von Mode über Streetart bis hin zur Musik. Es gibt einen Ausblick auf internationale Trends in der Streetwear und umfasst dabei sowohl kulturelle als auch entsprechende Aspekte des Lifestyles. Neben der Vorstellung neuer Produkte und den Portraits authentischer und innovativer Labels, Shops und einflussreicher Künstler beschäftigt sich Streetwear Today vor allem mit Action-Sportarten, Sneaker und Accessoires. Das Magazin kommt mit einem sehr moderaten Kaufpreis von fünf Euro daher und ist somit auch was für den schmalen Geldbeutel. Die aktuelle 50. Jubiläumsausgabe ist ein „Photo Special“, das viele geile Bilder diverser Fotografen enthält. Einer der Artikel befasst sich mit Adidas ZX Flux in Bezug auf „Shapes & Strucures“, wobei zwei Direktoren von adidas Originals interviewt werden.
Ebenfalls viermal jährlich erscheint The Heritage Post aus Düsseldorf, ein Magazin für Herrenkultur. Jedem, der ein dandyhaftes Faible für hochwertige und nachhaltige Kleidung, sowie handgefertigte Accessoires hat, findet hier eine absolute Pflichtlektüre. Thematisch widmet sich das Magazin seinen Themen mit viel Liebe zum Detail und hohem Fachverstand, was besonders die ausgewählten Firmen und Produkte betrifft, weil sie einen hohen Grad an Authentizität, Historie und Handwerkskunst aufweisen. So befinden sich nicht selten Firmen und Marken in The Heritage Post, welche eine Jahrhundert alte Geschichte als Erfahrungswert angeben können. Als weiterer Punkte, den die Redakteure bei ihrer Themenauswahl berücksichtigen, ist die Produktion der Firmen. Hier sind vor allem Produktionmethoden und Produktionsort wichtig. Die Produktion sollte in den heimischen Produktionsstätten stattfinden und nicht in asiatische Länder abgeschoben werden. Die Methoden wiederum sollten vor allem traditionell und handwerklich authentisch geblieben sein. Am Ende einer jeden The Heritage Post finden sich noch einige Rezepte für Speisen, die oft auf fast vergessene Gemüsesorten zurückgreift. Meist werden Rezepte zur Hausmannskost gekonnt kombiniert. The Heritage Post ist ein Magazin, das den deutschsprachigen Markt deutlich auffrischt und ein Publikum bedient, welches bisher kaum geeignete Literatur fand.
Aufgrund der Erscheinungsweise sind beide Magazine ideal für alle diejenigen, die unter der Woche aufgrund der Arbeit wenig Zeit zum Lesen haben und die Wochenenden in Sachen Fußball unterwegs sind. Ihr könnt euch lange mit ihnen beschäftigen und die Themen sind in gewisser weise nachhaltig.
Wer jetzt angefixt ist und mal nen Abstecher in die Hochkultur wagen möchte, sollte sich die Weltkunst aus dem Zeit Kunstverlag besorgen. Die aktuelle Ausgabe führt in die Ursprünge der elektronischen Musik und widmet Kraftwerk seine Titelstory und damit einer der einflussreichsten Band des letzten Jahrhunderts. Auf wenigen Seiten wird dieser unsagbar avantgardistische Weitblick der Elektro-Pioniere dargestellt. Zudem ist der Artikel im bandtypischen Stil bebildert. Bereits in den 1970 texten sie etwa vom Musikant mit Taschenrechner in der Hand, Computerliebe und dem Trans Europa Express und nahmen damit den DJ, Love-Chats im Internet und den Fall der Mauer musikalisch vorweg. Der Rest ist Geschichte und hat Kraftwerk einen festen Platz in der internationalen Kunstszene und Auftritte in den renommiertesten Museen für moderne Kunst beschert.
Macht euch vorab ein Bild über die Magazine auf ihren Internetpräsenzen und schlüpft zum Kauf in eure Turnschuhe und ab geht´s zum nächsten gut sortierten Zeitschriftenhändler.
B.