Im dritten Teil unserer Winter Essentials befassen wir uns mit Pullover und anderer Strickmode. 

Ob man nun feine Kaschmirstrickwaren, elegante gerippte Modelle oder Pullover aus Merinowolle und Strickjacken aus Lammwolle bevorzugt, um sich warm zu halten, Strickwaren kommen nie aus der Mode.

Wir nehmen euch heute mit auf eine Reise zu den Ursprüngen der Strickwaren und stellen euch die verschiedenen Arten vor, die in unserer Meinung nach in einem gut sortieren Kleiderschrank zu finden sein sollten. Natürlich erneut alles sehr subjektiv betrachtet und nach unserem Gusto ausgewählt.

Fabrik in Hawick, Schottland. Der Heimatstadt von Lyle & Scott

Vor dem 14. Jahrhundert war die bevorzugte Technik zur Herstellung von Socken und Strümpfen das Stricken mit Doppelnadeln aus Schafwolle. Später wurde diese Technik bis ins 16. Jahrhundert auch für die Unterwäsche der Adligen verwendet. In Europa blieben die Stricktechniken einfach, so dass sie zur zweiten Natur wurden; zu diesen Techniken gehörten Zopfmuster, Knotenstiche und umgekehrte Strumpfmaschen.
Im Laufe der Jahrhunderte brachte der internationale Handel mit Wolle die Fähigkeiten und Materialien der Stricker weiter voran. Während der industriellen Revolution erleichterten Strickmaschinen und elektrische Webstühle die Herstellung komplizierter Muster in viel größerem Maßstab.
Während dies letztendlich dazu führte, dass Strickwaren zu einem alltäglichen Bestandteil unserer Kleidung wurden, gab es auf dem Weg dorthin einige ungewöhnliche Zwischenstationen. Zum Beispiel wurde gestrickte Wolle ursprünglich für Badeanzüge in der und später für Sportbekleidung verwendet – weit entfernt von den atmungsaktiven Stoffen, die wir heute bevorzugen.

Jede Kultur der Welt hat ihre eigenen Techniken, Farben und Muster für Strickwaren entwickelt. Es wird angenommen, dass die amerikanischen Ureinwohner die ersten waren, die Ponchos entworfen und getragen haben. In den nordischen Ländern wurde das kultige Fair-Isle-Muster entwickelt, das heute weltweit beliebt ist.
Die Menschen in der Mongolei, in Nepal und in Kaschmir begannen bereits vor Tausenden von Jahren mit der Verwendung von Kaschmir, bevor es an die französischen und britischen Küsten gebracht wurde. Dieser weiche Stoff ist seither ein wesentlicher Bestandteil der Premium Mode geworden und hat seinen authentischen, nachhaltigen Ursprung in den Bergregionen der Mongolei.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Strickwaren zum Synonym für luxuriöse Freizeitkleidung geworden. Die französische Modeschöpferin Coco Chanel hatte die Freizeitkleidung auf den Laufsteg gebracht, und die Hollywood-Stars der damaligen Zeit bewiesen, dass figurbetonte Strickwaren ein zeitloser Look waren. Mit dem Boom der Massenproduktion wurden Strickwaren schneller und einfacher für die Alltagskleidung zu produzieren.

Heute ist es gute Handwerkskunst, die ein langlebiges Strickstück ausmacht, das mit verschiedenen Techniken hergestellt werden kann. 

Lyle & Scott Fabrik in Hawick, Schottland

Die Ketttechnik ist eine kompliziertere Technik, bei der traditionell vertikale Maschen in Abwärtsrichtung gewebt werden. Sie wird für feinere Strickmuster verwendet.
Wegen seiner Elastizität und seiner Fähigkeit, bei jedem Wetter warm zu halten, ist das Schussstricken die beliebteste Masche für Strickzubehör und größere Teile wie Pullover und Strickjacken. Kettmaschen sind in der Regel für zarte Besätze und Futter für eine Vielzahl von Kleidungsstücken wie Röcke und Oberbekleidung vorgesehen.

Zopfstrick (Cable Knit)
Der Zopfstrick, der als Lieblingsteil der Fischer gilt, hat seinen Ursprung an der Westküste Irlands. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Zopfstrickpullover immer beliebter, weil er praktisch ist und Schutz und Wärme vor dem kalten Wetter auf den Aran-Inseln bietet. Die charakteristischen, dicken, verschlungenen Muster sind von den traditionellen irischen und keltischen Knotenmustern inspiriert.

Rippenstrick (Rib Knit)
Rippenstrick zeigt kontrastierende erhabene und versenkte Maschen, die dem Stoff ein „geripptes“ Aussehen verleihen. Die Struktur verleiht dem Kleidungsstück Dehnbarkeit und Elastizität sowie eine gröbere Textur. 

Kaschmir
Die Begeisterung für Kaschmir erfasste Frankreich im frühen 19. Jahrhundert, als die Frau von Napoleon Bonaparte, Kaiserin Josephine, den Stoff populär machte. Sie soll rund 400 Schals besessen haben. Mit der wachsenden Nachfrage nach diesem Modeaccessoire entstanden in Indien und Europa massenhaft Nachahmungen. 
Der Aufstieg von biologischem und nachhaltigem Kaschmir heute, macht ihn auch bei umweltbewussten Verbrauchern sehr beliebt.

Designer bevorzugen Kaschmir gegenüber synthetischen und schwereren Stoffen auch wegen seiner Anpassungsfähigkeit an Temperatur und Atmungsaktivität. Kaschmir ist ein langlebiger Stoff, der bei guter Pflege zu einer lebenslangen Investition in jedem Kleiderschrank werden kann. 

Merino
Merinowolle hat eine jahrhundertealte Tradition und wird vom Merinoschaf gewonnen, einem Tier, das seit Jahrhunderten gezüchtet wird. Obwohl der Ursprung des Schafes nicht bestätigt ist, man nennt fast immer Spanien, soll das erste bekannte Merinoschaf 1788 in Australien eingeführt worden sein. Die australischen Farmer züchteten selektiv, um die feinste Merinowolle zu gewinnen, ein Verfahren, das auch heute noch angewandt wird.
Die Verwendung von Merinowolle in der Haute Couture begann, als die verstorbene Coco Chanel die Wolle für ein Kleid verwendete und damit die Modeindustrie aufgrund des luxuriösen Charakters der Marke Chanel stark beeinflusste. Es dauerte nicht lange, bis der einflussreiche Designer Christian Dior begann, Wolle in seinen Couture-Kleidern zu verwenden, und zwar zu der Zeit, die als „The new look“ bezeichnet wurde.

Kommen wir jetzt auf ein paar Labels und Modelle zu sprechen, die uns aktuell am meisten begeistern. 

Stone Island 512A1 Gestricktes Polo aus Stretchwolle

Selbstverständlich kommt man beim Thema Knitwear nicht an Stone Island vorbei. Das Label mit der Windrose auf dem Badge zeigt mit jeder Kollektion seine Experte, wenn es um Strickwaren geht. 
Ich liebe Langarm-Polo´s und Stone Island hat für diesen Winter ein Modell aus Stretch Wool ins Rennen geschickt, das im Büro oder auch im Stadion zum perfekten Begleiter wird. 

Fred Perry Laurel Wreath Pullover

In meinen Augen einer der Hingucker diesen Winter. Fred Perry veröffentlichte einen Rundhalspullover aus gemischter Merinowolle mit Jacquard Strick (Lorbeerkranz-Logo) an einem Ärmel. Der Pulli hat ein sehr leichtes und angenehmes Tragegefühl. 

Lyle & Scott Golf Rollkragenpullover

Der Lyle & Scott Men’s Rollneck Pullover ist ein Grundnahrungsmittel für Herrenstrickwaren. Dieser Pulli ist aus einer Merinowollmischung gefertigt, die den Pullover strapazierfähig und dennoch weich macht, was ihn perfekt für lange Tage auf dem Golfplatz und klaten Stunden im Gästeblock macht. 

Pringle of Scotland Archiv Lambswool Blend Pullover

Kommen wir zu einer Ikone der Casual Culture, dem klassischen V-Neck von Pringle. Auf der Insel vermutlich von Generationen getragen, war der Pulli in den 1980er Jahren das Maß aller Dinge. Pringle of Scotland bringt den V-Neck und die damit verbundene Einstellung zurück. Er ist aus weicher Lammwolle und in Unisex-Größen erhältlich. Auf der Vorderseite befindet sich das „Striker“-Logo: der berühmte Pringle-Löwe mit Vintage-Schriftzug.

C.P. Company Lambswool Roll Neck Knit

Dieser Pullover hat einen hohen Rollkragen und grobe Rippstrickdetails an Kragen, Bündchen und Saum. Eine Ärmeltasche mit dem C.P. Company Linsen-Detail rundet das Design ab. Gestrickt aus einer Premium-Lammwolle, die das Kleidungsstück leicht, isolierend und weich macht. Ein richtig schickes Ding!

Merz b. Schwanen MWZP04 Men´s HalfZip Pullover

Das Berliner Label zeigt mit seinem Good Basic sein Gespür für einen zeitlosen Stil und hohen Anspruch an Qualität. Der Halfzip ist aus 100% Merinowolle gestrickt und hat eine weiche, angenehme Haptik. 

Universal Works Vince Cardigan 

Die ‚Vince Cardigan‘ ist eine superschlichte Strickjacke mit fünf Knöpfen vorne, klassischem V-Ausschnitt, Raglanärmeln und superschlichten Rippbündchen. Mehr muss es manchmal für einen perfekten Look nicht sein. 
Die Mischung aus recycelter Wolle, Nylon und Baumwolle verleiht dem Stoff Struktur und macht ihn dennoch weich genug für den täglichen Gebrauch. 

Barbour Netherton Crew Knit

Der Netherton-Strick von Barbour in tiefem Burgunderrot ist ein unverzichtbares Kleidungsstück für die Übergangszeit. Er ist aus leichter Merinowolle gefertigt und hält euch an kälteren Tagen angenehm warm. 

Norse Projects Sigfred Lambwool Crew Knit

Der Sigfred-Strick von Norse Projects ist aus reiner Lammwolle gefertigt und ein klassisches Winterutensil. Der Pulli im cleanen Lookl ist an den Abschlüssen gerippt, während eine kleine Labelfahne am Saum das subtile Markenzeichen hinterlässt.

NN07 Stein Fair Isle Crew Knit

Macht es euch gemütlich in diesem Strickpullover von NN07. Er ist aus einer ultraweichen italienischen Wollmischung gefertigt und zeichnet sich durch kuschelige Rippbündchen und ein traditionelles Fair-Isle-Muster auf der Brust aus, das garantiert für Wärme sorgt. Ein echter Kracher für den Winter.

Und richtig, abschließen möchte ich selbstverständlich mit dem Fair Isle-Muster. Ein Liebling auf der Insel und bei den smart Casuals. 

Es gibt verschiedene Theorien darüber, woher das Fair-Isle-Muster – eine Technik, bei der Muster in mehreren Farben gestrickt werden – stammt. Es könnte sein, dass ein Schiff der spanischen Armada auf Fair Isle Schiffbruch erlitt und ein ähnliches Strickmuster mit maurischem Muster mit sich führte. Es könnte den Wikingern zu verdanken sein oder es könnte über die Handelsrouten mit den baltischen Ländern nach Schottland gelangt sein. Was auch immer sein wahrer Ursprung sein mag, es ist wahrscheinlich, dass die Frauen auf der Shetland-Insel Fair Isle bereits geschickte Strickerinnen waren, die das komplizierte Muster schnell aufnahmen und zu ihrem eigenen machten.

Heute werden Fair-Isle-Strickwaren nicht mehr ausschließlich auf den Shetlands hergestellt und mit Handstrickmaschinen statt mit den traditionellen Doppelspitznadeln gestrickt, aber der Stil lebt weiter und hat in den letzten Jahren weiter an Popularität gewonnen. 

In der Modeszene setzte sich der Stil 1921 durch, als Prinz Edward, der damals als eine Art Modeikone galt, sie öffentlich zu tragen begann. Heute sind sie ein internationaler Favorit bei kaltem Wetter.

Und das ist kein Wunder. Der Fair-Isle-Strick verleiht einem ansonsten schlichten Pullover einen subtilen, traditionellen Akzent, was ihn zu einer ausgezeichneten Wahl für trübe Wintertage macht, an denen man(n) seinem Look ein wenig mehr verleihen möchten. 

Ich hoffe euch hat der dritte Teil der Winter Essentials gefallen. Mal schauen mit welchem Thema es weitergehen wird, ich habe da noch keine Tendenz, aber noch ein bisschen was auf meinem Zettel 😎