Gude Freunde unseres Blogs,
sicherlich könnt ihr euch denken, dass der 19.05.2018 für die Macher von Sapeur – One Step Beyond ein ganz besonderer Tag gewesen ist, als gegen 22 Uhr ein gewisser Mijat Gacinovic Mats Hummels entwicht ist und den Ball zum endgültig entscheidenden 3:1 im Netz einschob. Unsere Leser aus dem roten Lager werden diesen Moment zurückblickend wohl mit etwas gemischteren Gefühlen betrachten, aber für uns war es einfach die pure Freude. Im Unterschied zu unserem Finalgegner sollte dieser Titel der erste nach 30 Jahren (!) sein. Insgesamt erscheint unsere Sammlung an Titel im Gegensatz zum FC Bayern geradewegs spärlich. Allerdings haben die Adler in einem Pokalwettbewerb die Nase vorne, nämlich den Flutlichtpokal, welchen wir euch heute in unserer sportlichen bzw. Fussballkultur-Rubrik als kleinen sommerlichen Lückenfühler vorstellen möchten.
Der Flutlichtlichtpokal wurde 1957 und 1958 als (halb-)offizieller Wettbewerb des deutschen Fußballbundes ausgerichtet. Fairerweise muss man daher an dieser Stelle deswegen einräumen, dass die Chance diesen Pokal zu gewinnen temporär auch sehr begrenzt gewesen ist. Die Motivation für diesen Wettbewerb lag wohl darin begründet, dass der Verband einen Anreiz schaffen wollte, dass sich die Vereine dafür entscheiden eine Flutlichtanlage zu installieren. Zu dieser Zeit war eine Flutlichtanlage noch weitestgehend die Ausnahme während heute eigentlich fast jeder Dorfsportplatz über diese Einrichtung verfügt.
Die Teilnahme an diesen Wettbewerb setzte folgerichtig voraus, dass die Teilnehmer über eine Sportanlage mit Flutlicht verfügten. Das Teilnehmerfeld setzt sich 1957 aus den folgenden Vereinen zusammen: Eintracht Frankfurt, FSV Frankfurt, Kickers Offenbach, FC Schalke 04, TSV 1860 München, Preußen Münster, Fortuna Düsseldorf und Viktoria 89 Berlin. Kleiner Trost für die Roten, die Blauen haben das Ding auch nicht gewonnen. Kleiner Wehrmutstropfen für uns, dass der Pokal vom Präsident der Kickers gespendet wurde und diese sich ein Jahr später (1958) auch als Flutlichtpokal-Sieger feiern lassen konnten. In Frankfurt sagte man zu der Zeit schelmisch, dass der OFC erst einen Pokal erfinden oder stiften müsse, um auch mal einen Titel gewinnen zu können 🙂
Im Halbfinale des Wettbewerbes 1957 setzt sich Schalke gegen den FSV Frankfurt durch während die Eintracht das Team von Preußen Münster im Hin- und Rückspiel bezwingen konnte. Das Heimspiel der Eintracht wurde übrigens im Offenbacher Stadion ausgetragen, aber das war keine große Sache, weil damals eher der FSV Frankfurt als großer Rivale angesehen wurde und es auch durchaus mal zu einer handfesten Auseinandersetzung zwischen den Zuschauern beim Derby kam. Heute irgendwie kaum noch vorzustellen, aber damals der ganz normale Zustand.
Das Finale wurde ebenfalls im Modus Hin- und Rückspiel ausgetragen. Das Hinspiel wurde am damaligen Platz der Schalker ausgetragen. Schalke konnte das Spiel am Anfang dominieren und lag schnell mit 3:1 in Führung. Der Gast aus Frankfurt konnte sich allerdings in das Spiel zurückkämpfen und das Spiel mit 3:3 zu Ende bringen. Kurioserweise sollte dieses Remis dazu führen, dass sich die Ausrichter des Wettbewerbes Gedanken darüber machten wie der Sieger ermittelt werden könnte, wenn das Rückspiel ebenfalls mit einem Unentschieden enden würde. Die Möglichkeit einer Verlängerung oder eines Elfmeterschießens waren im Fußball damals noch völlig unbekannt. In der Regel wurden solche Situationen meistens durch ein drittes Spiel auf neutralen Boden oder einen Münzwurf entschieden. In diesem Fall entschied man sich dafür, dass dann die Anzahl der Eckbälle entscheiden sein würde. Der Verein mit den meisten Ecken wäre also Sieger.
Am 08.10.1957 sollte als das Rückspiel steigen. Im Unterscheid zum Halbfinale fand diese Partie vor 18.000 Zuschauer am Riederwald stand. Nach 90 Minuten sollte es tatsächlich Unentschieden 0:0 stehen und die Anzahl der Ecken musste entscheiden. Die königsblauen Gäste hatten nur sechs Ecken auf ihrer Habenseite. Die Gastgeber konnten das Duell somit für sich entscheiden, weil sie mit insgesamt acht, zwei Ecken mehr auf dem Konto hatten. So führte dieser kuriose Umstand dazu, dass die Eintracht der erste von zwei Flutlichtpokalsieger werden sollte und somit die erste Flutlichtpokalsieger-Schale mit nach Hause nehmen durfte.
Ein Jahr später sollte sich das Teilnehmerfeld noch einmal verändern, u.a. nahmen nun der Wuppertaler SV und Eintracht Braunschweig daran teil. Eintracht Braunschweig erreichte dabei auch das Finale gegen die Offenbacher Kickers, welche sich dann wie bereits erwähnt den Titel sicherten. Eine weitere Ausrichtung des Wettbewerbes sollte nicht folgen, ob es daran lag wer als letztes das Ding gewonnen hat? Keine Ahnung. Vermutlich lag es wohl eher daran, dass die anderen Vereine bei der Installation von Flutlichtanlagen nun nachzogen und somit auch kein Anreiz mehr durch einen Wettbewerb notwendig war bzw. dieser die Attraktivität verlor. Leider lässt die Literatur einen von damals ein wenig im Stich und so sind dies auch nur Vermutungen. Zum Glück wurde mittlerweile eine andere Lösung bei Unentschieden als das Eckenverhältnis gefunden. Im Endspiel 2018 hätten sonst der FC Bayern bei einem Remis mit 8:6 die Nase vorne gehabt.
P.S.: Es ist sehr schade, dass es in Deutschland so wenige Aufnahmen aus der Fußballvergangenheit gibt. Oder anders gesagt, die wenigen, die es gibt, wurden uns leider nicht zur Verfügung gestellt. Deshalb findet ihr hier den Ort unseres letzten Shootings vom „Etikette und Stil“-T-Shirt, das Seppl Herberger Stadion zu Mannheim und vom Georg Melches Stadion zu Essen, dass als eines der ersten deutschen Stadien Flutlicht hatte. Der RWE nahm jedoch nie am Flutlichtpokal teil. Der Grund hierfür ist uns leider nicht bekannt. Aber vielen Dank an unser „Model“ Bachi, der uns erst auf diesen Wettbewerb und Stück deutscher Fußballgeschichte an einem lustigen Sonntagnachmittag aufmerksam gemacht hatte.
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