In der Rubrik Sapeur OSB x Kultur wollen wir euch auf eine aktuelle Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt hinweisen, welche den Baustil des Brutalismus thematisiert.
Brutalismus stellt dabei einen Baustil da, welcher insbesondere die 50er und 70er Jahre des letzten Jahrhunderts auf beinah allen Kontinente geprägt hat und gilt als Baustil der Moderne, welcher in dieser Zeit versucht hat mit konventionellen Vorgaben und Prägungen in der Architektur zu brechen. Die Namensgebung des Brutalismus findet dabei seinen Ursprung in dem französischen Begriff béton brut (roher Beton), was erstaunlich präzise bereits beschreibt wie sich die Gebäude dieses Baustiles dem Betrachter darstellen. Als Schöpfer dieser Wortkreation gilt dabei der schweizerisch-französische Architekt Le Corbusier. Le Corbusier galt als einer der wichtigsten Architekten des 20. Jahrhunderts und war auch in Deutschland aktiv gewesen. Nach seinen Plänen und Vorstellungen wurde in Berlin-Westend das Corbusierhaus errichtet. Die britische Architektin Alison Margaret Smithson und ihre Mann Peter Smithson, welcher auch ein britischer Architekt gewesen ist, errichteten den ersten brutalistischen Bau. Es handelt sich dabei um eine Schule im nordbritischen Hunstanton. Im Zusammenspiel mit dem Architekturkritiker Peter Banham machte Alison Smithson den Begriff Brutalismus nach Le Corbusier wieder einer breiten Öffentlichkeit bekannt.
Besonders bekannte Werke dieses Baustils sind dabei das Olympische Stadion von Montreal und Genex Tower in Belgrad. Das Kloster von Sainte-Marie de la Tourette bei Lyon wurde von Le Corbusier errichtet und gilt als einer herausragenden Bauten des Brutalismus. Das Koster wurde im Juli 2016 ein Teil des Weltkulturerbes. Exemplarisch wollen wir euch an dieser Stelle auch zwei Bauwerke des Brutalismus in Frankfurt nennen, damit ihr euch in etwa vorstellen könnt, welches Erscheinungsbild dieser Baustil hat. Zum einen wär das InterContinental Hotel zu nennen, welches in den 60er Jahren errichtet wurde und optisch ganz typisch in einer Betonbauweise daher kommt. Auch wurde von Seiten des Architekten komplett auf die Verwendung von Bauschmuck verzichtet. Ein weiteres Bauwerk des Brutalismus war der AfE-Turm bzw. Uni-Turm (oder auch Elfenbeinturm), welcher vor beinah exakt vier Jahren (02.02.2014) medienwirksam gesprengt wurde. Auch der AfE-Turm zeichnete sich durch seine Betonbauweise aus, welche sehr wuchtig wirkte, auf jeglichen Bauschmuck verzichtete und die Funktionalität des Gebäudes ins Zentrum der Architektur stellt.
Zum Ende der 80er Jahre verlor der Baustil seine Attraktivität und wurde immer häufiger mit einem negativen Image verbunden. Die Bauwerke des Brutalismus galten auf einmal als Verbrechen an der Architektur. Ein Grund für diese Meinungsänderung war die Tatsache, dass der Beton viel Witterungsanfälliger ist als man dies früher angenommen hatte. Die Bauten wirken daher oft sehr dreckig und verschmutzt. Während heute den alten Betonmonster der brutalistischen Architektur der Abriss droht, erfährt der Baustil allerdings eine Wiederbelebung in der modernen Bauweise. Besonders in der Architektur von groß angelegten modernen Wohnsiedlungen erhält dieser Baustil wieder eine Plattform und kann zumindest teilweise seinen Einfluss wieder gelten machen. Den Organisatoren des Projekts geht es aber darum die alten Gebäude zu retten.
An dieser Stelle muss man fairerweise sagen, dass die Crew hinter diesem Blog keine Architekten sind und wir daher selber mehr aus der Sicht der unwissenden Betrachter von Baustilen agieren. Hoffentlich konnten wir trotzdem euer Interesse dabei ein wenig wecken. Ganz besonders möchten wir euch dabei die bereits o.g. Ausstellung SOS BRUTALISMUS – Rettet die Betonmonster! ans Herz legen, welche aktuell im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt zu sehen ist. Ihr findet hier eine nach Kontinenten aufgestellten weltweiten Überblick der brutalistischen Architektur der 1950er bis 1970er. Neben zahlreichen Bildern und Informationsmaterialien sind einige ausgewählte Gebäude als Karton-Modelle, 3D-Gipsdrucke oder Betongüsse abgebildet worden.
Die Ausstellung kann noch bis zum 02. April 2018 besucht werden. Alle weiteren Informationen findet Ihr auf der Internetseite des Museums (www.dam-online.de). Aufgrund der Tatsache, dass das Wetter bereits seit Ende November nicht mehr so richtig in Schwung kommt, ist der Besuch eines Museums vielleicht auch das richtig Alternativprogramm an einem nasskalten Sonntagmittag. Schaut einfach mal vorbei, wenn Ihr Lust habt.
Deutsches Architekturmuseum (DAM) | Schaumainkai 43 | 60596 Frankfurt am Main