Es muss sich nicht immer Subkultur sein. Wir möchten euch heute gerne einen Ausnahmekünstler näher bringen, der leider erst sehr spät in seinem Leben zu Berühmtheit erlangte. Das Leben von Charles Bradley liest sich wie ein modernes Märchen, denn nach Jahren in absoluter Armut und einem Leben auf der Straße, kam der US-amerikanische Soulsänger erst im hohen Alter von 60 Jahren groß raus.

Seine Geschichte hat das Zeug von einem Hollywood Film. Mit nur acht Monaten von seiner Mutter verlassen, wurde Charles Bradley von seiner Großmutter in Gainesville, Florida, großgezogen. Später sollte seine Mutter wieder in Kontakt zu ihm treten und nahm ihn mit nach Booklyn, New York, bevor er schließlich mit 14 Jahren aus seinem heruntergekommenen Kellerzimmer floh. In den nächsten fünf Jahrzehnten arbeitete er, der nie richtig Lesen und Schreiben lernte, im ganzen Land in schlechtbezahlten Hilfjobs, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Charles hatte eine unheimliche Ähnlichkeit mit James Brown und begann als Tribute Act unter dem Namen Black Velvet in kleinen Clubs und Bühnen aufzutreten, um über die Runden zu kommen. Jahre später wurde er von Daptone Records entdeckt und trat aus dem Schatten seines Idols heraus, um sein immenses Leid und seine Schmerzen im reifen Alter von 62 Jahren in sein Debütalbum „No Time for Dreaming“ zu stecken. Seine Musik und Texte berührten die Menschen und der Soundtrack zu dem Dokumentarfilm über sein Leben mit dem Titel Soul of America wurde im Jahr 2012 zum Kulthit.

Bradleys erstes Album „No Time for Dreaming“ aus dem Jahr 2011, klang wie ein Rückfall in die Zeiten der klassischen Soulmen der 1960er oder 1970er Jahre. Seine leidenschaftliche Leistung und Fähigkeit, die heißen Emotionen über die er sang, zu verkörpern, macht seine Musik zeitlos. Die meisten Songs wurden von ihm und seinem Produzenten Tom Brenneck geschrieben. „The World (is going up in Flames)“ war der erste Song auf dem Album und war so krass und roh wie man es zuvor nur von Sam Cooke oder seinem Idol James Brown her kannte.

Er legte mit „Victim of Love“ und  „Changes“ zwei großartige Alben nach, denen er vermutlich noch weitere hinzugefügt hätte, wenn er nicht im Herbst 2017 seinen Kampf gegen den Krebs verlieren sollte.
Bradley´s Konzerte waren schweißtreibend, berauschend und letztendlich kathartisch. Seine Konzerte endeten oft mit Tränen in den Augen und einem Bad in der Menge, bei denen es den Anschein hatte, dass er jeden einzelnen Besucher umarmen oder mit Rosen beschenken wollte.

Wer mehr zu diesem einzigartigen Künstler erfahren möchte, dem empfehle ich die bereits angesprochene Musik Dokumentation „Soul of America“, die das Leben von Charles Bradley und natürlich auch seine Musik zeigt.