Ab 8. März wird’s für alle Adidas-Afficionados wieder speziell. Denn dann kommt der erste Drop der Adidas SPZL-Kollektion für dieses Jahr in die Läden. Wir haben uns die Teile mal etwas näher angeschaut.

Man kennt das Prozedere inzwischen nur zu gut: Neue Saison gleich neue Kollektion der SPZL-Range von Adidas. Und mit dem Auftauchen der ersten Bilder auf Instagram spaltet sich die Fangemeinde in zwei Lager wie weiland der Heiland schon das Meer teilte. Auf der einen Seite wird alles abgefeiert, was da so aus der Kreativschmiede von Gary Aspden und Co. kommt, auf der anderen Seite stehen die, denen das alles nur noch ein müdes Schulterzucken entlockt. Ich muss zugeben: Ich gehöre zur zweiten Gruppe. Denn wenn man mich fragt, welches Teil aus der SPZL-Reihe mich in jüngster Zeit wirklich umgehauen hat – ich müsste lange überlegen. Sehr lange. Zum einen, weil mir die Klamotten eh‘ noch nie so recht zugesagt haben und zum anderen, weil sich die Release-Politik bei den Schuhen immer mehr einem bestimmten Schema angenähert hat: Wenn wir grade keine knackigen Ideen haben, hauen wir halt in der nächsten Kollektion noch mal irgendeinen Colorway eines Schuhs aus einer früheren Saison raus. Muss ja. Die Leute werden’s schon kaufen. Man denke etwa an den Lacombe. Soll ich mir exakt den gleichen Schuh echt nochmal kaufen, nur weil das Fersenpolster und das Zungenlabel jetzt blau oder grün oder weiß sind?

Dass dann auch die Preise mit zunehmendem Publikumserfolg nach oben gingen, ist ja noch nachvollziehbar. Die Qualität verharrte dagegen auf eher überschaubarem Level. Mir zumindest kamen bei mehreren Schuhen gleich nach dem Auspacken die Innensohlen entgegen, weil der Kleber versagt hat oder komplett vergessen wurde. Außerdem legt meine Lebensfreude eine ausgedehnte Zigarettenpause ein, wenn Sachen, die ich mir frisch zugelegt habe, schon wenige Wochen später für die Hälfte des Preises im Sale landen. Doch das passiert wohl nicht ganz ohne Grund. Manchmal ist Marktwirtschaft nämlich ganz einfach: Ist der Markt übersättigt und/oder die Nachfrage sinkt, muss man sein Zeug eben billiger verkloppen, um die Lager wieder leer zu kriegen.

Erschreckend ist aber, wenn das – wie bei den jüngsten SPZL-Drops – gleich mit kompletten Kollektionen passiert. Rächt sich da vielleicht, dass man die Kuh melken will, solange sie Milch gibt? Und wenn es noch nicht mal was bringt, dass Liam Gallagher die Dinger schon vor dem Release sportet, läuft wohl wirklich was falsch. Dem lindgrünen München hat’s jedenfalls nicht geholfen. Und dass der „Norfu“ aus der kommenden Kollektion durch die Decke geht, nur weil LG den debil grinsend vor die Instagram-Linse hält, darf bezweifelt werden.

Damit wären wir dann (endlich mal) beim Thema: dem SPZL-Drop für Frühjahr/Sommer 2019, der am 8. März in den Verkauf geht. Das woanders gern kommentarlos nachgeplapperte Presseinfo fabuliert was von wegen dass die Kollektion von der lebendigen Kultur und dem Style Londons inspiriert sei und der Turnschuh- und Sportswearkultur der Stadt huldigt. Na, von mir aus, Bullshit-Bingo aus der Marketingabteilung halt. Schon nachvollziehbarer ist, dass Robert „Brooksy“ Brooks und seine unfassbare Adidas-Sammlung für den aktuellen Drop Pate standen. Inspiriert von dessen Sammlung ist dann auch das für mich eindeutige Highlight der Kollektion, der ZX 530, quasi das Komfort-Update des ZX 500 in einem schlichten grauen Oldschool-Colourway mit dezenten weinroten Akzenten.

Optisch das genaue Gegenteil davon ist der zweite Runner aus diesem Drop, der SL80 (A), der in knalligem Gelb-Orange mit schwarzen Highlights daherkommt. Im Prinzip ein netter Sommerschuh – wenn da nur nicht dieses komische Overlay an der Zehenpartie wäre mit der nach hinten gezogenen Spitze. Das sieht doch eher aus wie der Wingtip eines klassischen Budapester-Herrenschuhs…

Die restlichen Modelle fallen dann eher in die Kategorie „Trainer“. Am Interessantesten ist hier wohl noch der AS 520 als Neuentwicklung, dessen Upper an den „Wien“ erinnert, versehen mit einer Außensohle, wie man sie von „Samoa“-Modellen kennt. Der Schuh kommt in der slicken Farbstellung „dark navy“, die auch große Teile der Klamotten dominiert und gefällt mir tatsächlich immer besser.

Weiter geht’s mit dem „Whalley“, der sowohl in blau/neongelb als auch in burnt orange/weiß erscheint und bei dem erstmals das Mod-Trefoil in das Design eines Schuhs integriert wurde, nämlich als Print auf der Zunge. Dazu kommt der T-Toe auf dem Vorderfuß, dessen verlängerte Enden um das gesamte untere Drittel des Uppers herumgezogen wurden, und die mit gezackten Rändern versehene Verstärkung der Schnürsenkelösen. Solche Details sind zwar ganz nett anzuschauen, machen den ansonsten eher schlichten Whalley aber auch nicht viel aufregender.

Zu guter letzt haben wir dann noch den bereits erwähnten „Norfu“ als quasi unehelichen Sohn des „Nizza“ und des „Korfu“. Als Canvas-Schuh eigentlich ein ganz guter Treter für die heißen Tage, dem aber irgendwie das gewisse Etwas fehlt. Da kann der Gallagher noch so viel Werbung machen – ich glaube nicht, dass allzu viele Leute bereit sein werden, für ‘nen Stoffschuh die aufgerufenen 85 Pfund zu zahlen. Das mit den Preisen hatten wir ja schon…auch hier könnte es sich lohnen, etwas zu warten.

Dann also fix noch zu den Klamotten. Am ehesten ins Auge fällt da wohl das Wardour Military Jacket in einem gutgelaunt-knalligen Orange. Im Prinzip ein cooles Ding, ideal als leichte Jacke oder Overshirt für die kühleren Tage und Nächte des Sommers – wenn man denn den Army-Schnitt und den Colorway mag. Vielleicht wären ein paar Taschen weniger auf der Vorderseite besser gewesen, denn durch das ganze Gebeutele da vorne dran und die Farbe könnte man damit allzu schnell für einen Mitarbeiter der Autobahnmeisterei gehalten werden oder für einen Höhlenforscher, der sich auf einer Expedition verlaufen hat. Naja, just sayin‘…

Ihren Antipoden findet die Jacke im Anyon-Parka, einer sehr schlichten, dunkelblauen Outdoorjacke mit Kapuze und hohem Kragen. Die einzigen Akzente setzen ein Logo-Patch auf der Brust und das runde Mod-Trefoil am linken unteren Ärmel. Letzteres haben übrigens alle langärmeligen Oberteile der Kollektion. Unterm Strich eine nette Jacke, der aber ebenfalls irgendwie der Kick fehlt, denn das mausgraue Innenfutter etwa in der Kapuze unterstreicht das fade Gesamtbild eher noch.

Für die Freunde von Retro-Trikots dürfte wohl das Lymwood-Jersey interessant sein, ein navyblaues Langarmshirt mit Ton-in-Ton-Applikationen, weißem Kragen und Brusteinsatz sowie den obligatorischen drei Streifen am Ärmel und einer fetten „3“ als Rückennummer.  Farbkombi und Stoff wirken insgesamt recht edel und sind auch wohl eher für Pub- und Konzertbesuch gedacht, als für den Bolzplatz. Den positiven Gesamteindruck trübt für mich nur der etwas zu massiv geratene „SPZL“-Print auf der Brust. In Schriftart und Platzierung passt der aber natürlich zur Oldschool-Anmutung des Leibchens. Im gleichen „Dark Navy“-Farbton gibt es dann noch ein Käppi sowie die „Mcadam“-Tracksuit-Kombi (schöner Name übrigens, der – die Philologen unter uns werden’s schon gemerkt haben – zugleich ein Wortspiel mit „macadam“ ist, was im Französischen „Asphalt“ und im Englischen „Schotter“ bedeutet und damit auf die Roots des Kickens auf der Straße verweist). Gerade das Tracktop ist ein sehr feines, richtig schlichtes Ding ohne unnötig Schnickschnack dran. Kann man durchaus so machen. Komplettiert wird die Frühjahrskollektion schließlich durch einen himmelblauen Hoodie mit Känguru-Pocket und großem Logo auf der Brust sowie ein mittelgraues T-Shirt mit Grafik-Print und „In SPZL we trust“-Schriftzug im Nacken. Beide insgesamt ebenso schlicht und unaufgeregt wie etwa der Parka. Hat man alles so oder so ähnlich aber schon mal irgendwo gesehen.

Alles in allem fällt das Fazit zur neuen SPZL-Range aus wie der Werbeslogan von Gabis Nagelstübbche: „Alles kann, nichts muss!“. Außer halt dem ZX 530. Aber das ist nur meine unbedeutende Meinung.
Checkt die Sachen bei den üblichen Retailern wie Uebervart, Asphaltgold oder Hanon aus und entscheidet selbst, was davon in eurem Warenkorb landet 😎