von Vilbelmaggus

Die Kult-Marke der italienischen il Paninaro und der deutschen erlebnisorientierten Fußballfans der 1990er Jahre

Ciao Ragazzi,

heute wollen wir euch mal wieder über die Alpen in das Land der dolce Vita, welches bekanntermaßen bei eurer Sapeur OSB-Crew hoch im Kurs steht, entführen. Genau genommen in die Kleinstadt Carpi bei Modena in der Region Reggio Emilia. In dieser Kleinstadt gründete der Designer Olmes Carretti 1982 gemeinsam mit dem Fabrikanten Alfredo Saltini die Marke Best Company. Die Namensfindung sollte dabei einfach nur seinen eigenen Anspruch wiedergeben, dass die Produkte seines Schaffens von der besten Firma hergestellt wurden.

Aus Olmes Carretti´s Lebenslauf kann man entnehmen, dass dieser als erstes keine klassische Ausbildung zum Schneider abgeschlossen hatte, sondern zuerst ein Studium in Architektur abschloss. Später sollte Carretti unter anderem für die Marken Fiorucci, Sperry Topsider und Henry Lloyd tätig sein. Insbesondere seine Tätigkeit bei Henri Lloyd ist dabei hervor zu heben, weil er maßgeblichen Anteil an dem erfolgreichen Relaunch der legendären Consort Jacke hatte.

Olmes Carretti

Die Arbeiten und Entwürfe von Olmes Carretti bei Best Company waren insbesondere durch seine Faszination für den amerikanischen Baumwolle Fleece in Kombination mit italienischen Designs geprägt. Darüber hinaus wird Carretti ein besonderes Verhältnis zu Farben nachgesagt, welches er sich auf seinen Reisen durch China, Thailand und Indien aneignete. Carretti suchte bei diesen Reisen die Nähe zur Natur und Menschen und bewegte sich dabei als Backpacker von Ort zu Ort. Die gesammelten farblichen Eindrücke sollen später deswegen eine entscheidende Rolle bei seinen Designs spielen.

Die ersten kommerziellen Arbeiten für Best Company war die Produktion von Sweatshirts in seinem typischen Stil. Das erste Modell, welches auf den Markt geworfen wurde, trug den Namen der Schweizer Stadt St. Moritz, welcher sicherlich auch als Indikator für den eigenen Anspruch an Exklusivität und Qualität verstanden werden kann. Die Marke „Best Company“ konnte recht schnell nach ihrer Gründung einen Siegeszug durch ganz Europa, aber auch Asien und den USA feiern, welcher so sicherlich nicht erwartet gewesen ist. So wurde der „Best Company“-Sweater ein fester Bestandteil des italienischen Jugendlooks „il paninaro“ der 80er-Jahre, welcher eben aus einer Kombination aus Timberland-Boots, Levi´s 501-Jeans, Alpha-Bomberjacke, amerikanischen Leder-Waren und italienischen Designer-Klamotten bestand. Über diesen Weg der italienischen, Mailänder Straßenmode, fand die Marke auch ihre Freunde am deutschen Markt. Insbesondere in der deutschen Fußball- und Hooligan-Szene waren „Best Company“-Sweaters ein fester Bestandteil im Erscheinungsbild und selbst heute sieht man noch das ein oder andere edle Teil bei den Jungs am Leibe, welche sich schon damals für ihre Stadt und ihren Verein haben grade gemacht.

Zum Glück sind die Geschmäcker bei der Mode verschieden, aber wer auf die 80er-Jahre und ihren besonderen Look steht, kommt an „Best Company“ einfach nicht vorbei. In diesem Zusammenhang sei euch das Buch „Best Company“ vom Designe-Studio Vier5 aus Paris, welches lustiger weise in Frankfurt gedruckt wurde, ans Herz gelegt. Das Buch half uns nicht nur als Quelle für diesen kleinen Abriss über Olmes Carretti, sondern beinhaltet überwiegend Bilder von den entworfenen Kleidungsstücken, aber auch einige Zeichnungen, welche aus der Feder des Meisters stammen. Alle Artikel sind jedoch in englisch geschrieben und nur das Vorwort wurde in deutsch gehalten.

Olmes Carretti schied Anfang der 90er-Jahre bei „Best Company“ als Eigentümer und Designer aus. In einem späteren Interview gab Carretti an, dass die Tatsache, dass die Jugend auf den Mailländer Straße seine Sweater trugen, ihn mit Freund und Stolz füllte. Seine Meinung zum neuen Eigentümer von Best Company war dabei weniger von Freude und Stolz geprägt. In seinen Augen verstand der neue Eigentümer nicht was die Marke eigentlich ausgemacht hat, weil er das komplette Designer-Team austauschte und die Produktion ins günstigere Ausland verlegte. Laut Carretti sind ihm auch immer wieder E-Mails zugegangen, welche als Inhalt die Bitte haben, dass er wieder sein Baby „Best Company“ in die eigene Hand nimmt. Für Carretti war dies zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht möglich, obwohl sein Herz immer noch für seine Idee von Mode schlägt. Im Anschluss an seine Zeit bei Best Company arbeitet Carretti noch als Designer für weitere Labels, u.a. „Norwegian Swaters“ und „Tibetan wool rugs“.

Als abschließende Fazit bleibt wohl festzuhalten, dass die Marke Best Company zumindest in der Jugendkultur der 80er ein fester Bestandteil des Kleiderschranks gewesen ist. Wer dazu gehören wollte, wenn es um den letzten Schrei auf Mailands Straßen ging, hatte ein solches Teil in seinem Fundus. Nach dem im Jahre 2008 gescheiterten Relaunch Versuch der Marke, kann man auch heute wieder Teile der Marke in den einschlägigen Shops finden. Dabei muss jeder für sich herausfinden, ob die Produktionen nach Carretti´s Abschied noch den echten Spirit haben und ob die Motive den Geschmack der heutigen Generation treffen. Ansonsten schaut einfach mal bei Secondhand-Shops in eurer Stadt vorbei. Der Kleiderschrank vom ehemals sportlichen Onkel könnte natürlich auch eine Fundgrube sein.